Wieso Beruf nicht gleich Berufung ist



Wieso Beruf nicht gleich Berufung ist 

Als ich nach meinem Studium meinen ersten Vollzeit-Job angenommen habe, war ich die erste Zeit sehr glücklich in dieser neuen Rolle. Ich hatte Verantwortung, eine gute Work-Life-Balance und mochte meinen Arbeitsplatz und alles drum herum ganz gern. Allerdings habe ich nach einiger Zeit und nach der ersten Euphorie gemerkt, dass das typische 40-Stunden-Woche-Modell nicht meiner persönlichen Überzeugung entspricht. Ich tat ca. 1-2 Stunden am Tag etwas, was mir Spaß machte (wenn's hoch kommt), die übrigen Stunden saß ich meine Zeit nur ab oder tat etwas, worauf ich keine Lust hatte. 8 Stunden jeden Tag. Auch wenn ich meine Arbeit gut machte, war ich nicht den kompletten Tag 100% produktiv.  Und das trifft auf erschreckend viele Arbeitnehmer zu. Selbst wenn man gut in seinem Job ist und ihn okay findet, wünscht man sich doch die meiste Zeit nur, endlich frei zu haben. 

Die meisten Menschen wissen das, aber: Sie ändern nichts daran. Sie sitzen weiter täglich im Büro, starren auf die Uhr und warten bis endlich Feierabend, endlich Freitag und endlich zwei Tage "frei" sind. "Man muss schließlich mit irgendwas sein Geld verdienen". Das ist klar, aber bist du mit dieser Tätigkeit wirklich glücklich? Bestimmt ist es für manche Menschen tatsächlich erfüllend, einen geregelten 9-to-5 Job zu haben, und das bewundere ich - für mich war dies nicht das Richtige. Ich fühlte mich eingeschränkt. Mein Potenzial unausgeschöpft und ich wollte meine Freiheit zurück, meinen Tag, meine Produktivität, meine Aufgaben selbst zu bestimmen. 
Besonders klar wurde es mir auf meinen Reisen rund um die Welt, als ich merkte, wie befreiend es ist, meine Selbstbestimmung zurück zu haben. 
Mein Aha-Moment: Reisen erfüllt mich.
Ich erkannte, dass ich in meiner aktuellen Lebenslage danach streben sollte, die Welt zu sehen - wann ich möchte und wie ich es möchte. Damit meine ich keine Weltreise, bei der ich ein Jahr am Stück nie zuhause bin - denn ich liebe mein Zuhause und meine Familie und möchte spätestens nach einem Monat Reisen immer wieder dorthin zurückkehren. Aber ich wollte die Freiheit besitzen, jede Reise die mir vorschwebt machen zu können, ohne wochenlang vorher eine Urlaubsgenehmigung erbitten zu müssen.  
Laut John Strelecky's 'The Big 5 for Life'-Ansatz, hat jeder Mensch einen eigenen Zweck der Existenz, aus dessen Grund er hier ist und den es zu erfüllen gilt. Einige Menschen verlassen die Welt, ohne diesem Grund nachgegangen zu sein bzw. ihn überhaupt gekannt zu haben. Diesen Zweck kann man runterbrechen auf die fünf 'Big 5 for Life', die einem jedem seine Bestimmung ausmachen. Nach diesem Ansatz wäre das Reisen eines meiner Big 5, denn das Gefühl das ich beim Reisen habe, ist die pure Erfüllung für mich. 
Wieso sollte ich also weiterhin an einem Job festhalten, der mir zwar Sicherheit gibt und ab und zu auch Spaß macht, mich aber im Großen und Ganzen nur davon abhält, das zu tun was ich wirklich, wirklich möchte?
Also kündigte ich. Bye Bye Büro und hallo Selbstständigkeit. 
Ich hatte bereits ein zweites Standbein als Content Creator aufgebaut und musste mich also nur noch darauf konzentrieren, dies so weiterzuführen, dass ich davon leben konnte. Mein Hobby (auf Instagram meine Mode und Reisen teilen), aus dem ich vorher nie wirklich vorhatte, meinen Beruf zu machen, wurde allmählich zur Möglichkeit, meine persönlichen Freiheiten zu leben. 

Ich arbeitete immer noch viel. Tatsächlich sogar mehr als vorher, aber sah es nicht als 'Arbeit', denn ich liebte nun endlich was ich tat. Meine Arbeit bestimmt mich nicht, ich bestimme meine Arbeit. 

Jetzt können manche denken "Du hattest Glück, du hattest schon etwas mit dem du Geld verdienen kannst" etc.. Aber so kann man das nicht sagen, denn ich bin nicht eines morgens aufgewacht und hatte diese Möglichkeit - ich habe seit Jahren dafür gearbeitet. Ich habe ungeahnterweise monatelang die Grundlage für meine Entscheidung gelegt.
Ich glaube ganz fest, dass jeder Mensch, wenn er seiner Leidenschaft nachgeht, es schaffen könnte seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Wenn man nicht immer nur geradeaus, sondern auch einmal um die Ecke denkt, findet man neue Wege und Möglichkeiten, mit denen man aus seiner  Passion einen Berufsweg ableiten kann.
Wir werden durch so verschiedene Menschen und Orte in unserem Leben geprägt. Und auf den ersten Blick mag es am einfachsten und sinnvollsten erscheinen, das zu machen was der Norm entspricht. Schule, Studium oder Ausbildung, Beruf. Das gibt es, das kennen wir, das machen wir.  Wie öde?
Keine Möglichkeit der freien Entfaltung, denn wer etwas anderes macht wird schief angeschaut oder belächelt. Aber woher weiß man, dass der Ort an dem man geboren und aufgewachsen ist, auch der Ort ist, indem man sein Leben verbringen sollte? Dort die beste Version seiner selbst ist?
Wer sich in dieser Welt nicht nach anderen Optionen umsieht, kennt sie auch nicht. Wer nicht aus der Box denkt, verlässt sie auch nie. Wer heute nicht startet, wird morgen nichts erreichen. 
"Ab morgen beginne ich meine Ziele zu erreichen // meinen Fitnessplan einzuhalten // mein Leben mehr zu genießen // mich für den einen Job zu bewerben, von dem ich nicht glaube dass ich ihn bekommen kann // die Reise zu machen, von der ich schon immer träume..." wer hat diese Sätze schon mal gehört oder gedacht? 
Aber für Viele ist morgen nicht morgen. Denn morgen wird zum Tag danach und zur Woche darauf und zum nächsten Jahr und irgendwann wird morgen zu nie. Denn irgendwann werden wir nicht mehr in der Lage sein, unser Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Wenn man das einmal verinnerlicht, fällt es einem leichter aus dem morgen ein wirkliches morgen - vielleicht sogar schon ein heute - zu machen. 
Dann wird Einem vielleicht klar, dass es keinen Sinn macht 40 Stunden die Woche eine Tätigkeit auszuüben, die nicht dazu beträgt den eigenen Zweck der Existenz zu erfüllen. Wer sich also Montags aus dem Bett quälen muss, und Freitagnachmittag die Minuten zählt, sollte sich also vielleicht einmal fragen, für welchen Preis er dies tut. Denn auch wenn Geld unsere Währung ist, hat die investierte Zeit nicht einen höheren Wert? Und könnte man, wenn man dieselbe Zeit für etwas aufwendet, für das man eine Leidenschaft hegt, nicht sogar so erfolgreich damit werden, dass man dies als Einkommensquelle nutzen kann? Wer etwas tut, was er liebt, ist produktiver und arbeitet effizienter. Also gilt es nur noch den Beruf zu finden, der in einem diese Gefühle auslöst. Existiert so ein Beruf nicht, könnte man versuchen ihn zu erschaffen. Denn nur weil es noch nie einer vor Dir getan hat, heißt es nicht dass es nicht möglich ist.






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